Mein lieber Clement - das 9 € Ticket von Flensburg bis Garmisch auf dem falschen Weg
Anmerkung - das Bild gibt meine Stimmung zum 9 € Ticket gut wieder...
Mein Lieber Clement
Das 9 € Ticket – von Flensburg bis Garmisch auf dem falschen Weg
„Es ist ein schwerer Fehler der öffentlichen Meinung, die Wirksamkeit einer Politik an ihrer guten Intention und nicht an ihrer Wirksamkeit zu bewerten“ (Autor unbekannt, zitiert sowohl von Thomas Sowell und Milton Friedman).
Mein lieber Clement,
Du hast vielleicht vom 9 € Ticket gehört, mit dem als Folge auf die steigenden Energiepreise die derzeitige Ampel Regierung SPD, die Grünen und FDP der Bevölkerung das Bahnfahren schmackhaft machen will.
Ich habe das Ticket nicht gekauft und zahle nun sogar für jede einzelne Fahrt, da auch mein Monatsticket, welches ich bislang hatte, derzeit nicht erhältlich ist, da es durch das 9 € Ticket allgemein ersetzt ist.
Ich will dir hier meine Gründe zeigen:
Die Bundesregierung meint, die Auswüchse der steigenden Energiepreise und die angeblich damit einhergehende hohe Inflation abfangen zu können, indem die Bahn und andere öffentliche Nahverkehrs Betreiber in ein Einheitssystem gedrängt werden, bei dem die Bürger für 9 € monatlich alle Regionalverbindungen nutzen können.
Dies ist unwirtschaftlich, ironisch, ökonomisch sinnlos und politisch eine Trittleiter zum Sozialismus.
Zunächst Wirtschaftlichkeit: wenn wir uns ansehen, wie die Bahn bisher großartig geführt wird, praktisch 100% der Züge sind pünktlich, die Board Bistros funktionieren auf Gourmet Niveau, jeder bekommt immer und überall einen Sitzplatz, ist doch klar, dass mit dem 9 Euro Ticket alles noch viel besser wird. Ich hoffe du hast die Ironie verstanden. Die Bahn ist ein hoch defizitäres System, welches deshalb auch am Laufen gehalten werden kann, weil der Staat alle Jahre wieder einmal und in immer kürzeren Abständen mit immer mehr Geld genannt Strukturzuschüsse einspringt, schon um nur das Schienennetz zu erhalten, was in etwa so ist als würde man einem entfernten Lieblingsverwandten immer wieder Geld zustecken, damit er seine mangelnde Arbeitskraft ausgleichen kann. Jede „Commodity“, also jede vergleichbare Dienstleistung und jedes Produkt, die oder das in großen Mengen von einer Vielzahl von Personen in gleicher Weise erworben und benutzt wird, ist durch 3 wesentliche Kriterien bestimmt: niedrige Margen, hohe Grundinvestitionen bei regelmäßig moderaten Betriebskosten. Du kannst es auf alles anwenden, was Dir Spaß macht. Durch das 9 € Ticket wird den Politikern im Augenblick jede Türe geöffnet, demnächst wieder durch Ausgleichszahlungen die angeblich entgangenen Gewinne und tatsächlich kaschierten Verluste der Bahn und anderer Nahverkehrsbetreiber auszugleichen.
Darin besteht das Problem. Es ist nicht Aufgabe eines Staates, sich seine Lieblinge herauszubilden, und dazu eine Regelung zu schaffen, damit es danach ganz logisch erscheint, dass man ja ausgleichen muss, nur um von eigenen Versäumnissen abzulenken und im angeblichen Interesse des Gemeinwohls Umlagen zu schaffen.
Tatsächlich ist das Ticket ein trojanisches Pferd einer fortschreitenden Sozialisierung.
Das 9 € Ticket ist wie eine Windel, die von einem Baby ausgiebig benutzt wurde. Sie fühlt sich warm an, man fühlt sich wohl darin, aber schaut man sie sich genauer an, dann ist schon der Geruch erschreckend. Denn es gibt überhaupt keine Möglichkeit mit dem 9 Euro Ticket einen laufenden Betrieb wirtschaftlich aufrecht zu erhalten. Es ist also jetzt bereits klar, dass es eine Ausgleichszahlung geben muss.
Die Regierung behauptet „der Staat regelt das“ und wie üblich wird das in Deutschland akzeptiert. Nur vergisst man allerdings, wer denn der Staat ist. Der Staat, das sind die Steuerzahler und alle Menschen die in irgendeiner Form durch Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Umsatzsteuer und Mineralölsteuer zur Kasse gebeten werden.
Gerade die Mineralöl- und Umsatzsteuer ist mein Problem an der Sache.
Denn es wird suggeriert, dass die Entlastung dazu sein soll, weil das Energiekosten so davongelaufen seien seit dem 20. Februar, dem Einmarsch in der Ukraine, und zugleich gibt es keine Bestrebungen die Mineralölsteuer und die Umsatzsteuer, die auch auf die Mineralölsteuer erhoben wird, in irgendeiner Form zu verringern. Es wird also einerseits versäumt, die Personen, die es sich leisten können, nicht auf die Bahn umzusteigen und umgekehrt die, die es sich nicht leisten können, umzusteigen, zum Beispiel weil sie in einem Gebiet leben, in dem die öffentliche Personenbeförderung bereits so geschrumpft ist, dass sie nicht mehr rechtzeitig zur Arbeit kommen könnten, wenn man auf öffentlichen Nahverkehr warten wollte, zu entlasten. Im einen Fall ist es eine Reichensteuer als Strafe der Verweigerung, aber was ist es im anderen Fall ? Eine Pech gehabt Steuer ?
Weiterhin behauptet die Regierung, dass die Mehrheit der Personen entlastet würde. Tatsächlich gibt es einen Begriff, Director´s law, benannt nach Aaron Director, einem Professor, der durch seine Arbeiten an der University of Chicago im Bereich anti-trust regulations bekannt wurde und Schwager von Milton Friedman war. Er hat in einem Papier in den frühen Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nachgewiesen, dass alle Handlungen der Regierung regelmäßig den mittleren Bereich der Bevölkerung entlasten, aber gerade die ärmsten und die reichsten nicht daran partizipieren würden. Beim Reichen kann man es einfach verstehen, denn es wird gerne auf den Schultern weniger Wähler, bei denen viel Geld zu holen ist, Geld durch Steuerbelastungen oder Verweigerung von Entlastungen erzwungen. Die Ärmsten der Armen werden deshalb nicht proportional richtig vertreten, weil ihnen regelmäßig aus den gleichen Gründen, warum sie ökonomisch nicht erfolgreich sind, sei es wegen mangelnder Ausbildung, Zugehörigkeit zu Minoritäten oder weil sie in Gebieten mit geringer Kaufkraft leben – die zufälligerweise auch geringe Nahverkehrsdichten besitzen - etc. nicht gelingt, eine Stimme in den Regierungen zu finden. Daher werden also die Ärmsten der Bevölkerung im Zuge der Meinungs- und Mehrheitenbildung in der Regierung nicht durch Regelungen entlastet.
Im konkreten Fall kommt es nun so weit, dass es sich gut anfühlen sollte, denn wir wollen ja alle unglaublich billig diesen Sommer fahren. Die Ergebnisse können wir bereits sehen. Maximal überfüllte Züge, Stellenabbau bei der Bahn so weit, dass bei ausgefallenen Zügen nicht mehr möglich ist, Ersatzzüge zur Verfügung zu stellen, weil einfach kein Personal da ist, weder auf der Schiene noch in den Bahnhöfen, um gestrandeten Gästen zu helfen.
Es sei kein Zweifel daran, in meinen Augen ist es grundsätzlich nicht böse gemeint ist von den Politikern. Aber nicht die Intention zählt, sondern die Wirkung und alles was hier gelingt ist es, ein marodes System noch schlimmer zu machen.
Hüte dich vor dieser Art von Politik, gute Intention mit schlechtem Ausgang ist immer ein Alarmsignal für ein viel größeres Problem.
Politiker, selbst kurz nach der Wahl, möchten sich hinstellen und zeigen, wie viel sie für die Bevölkerung tun, und einfache Maßnahmen wie eine kurzfristige Absenkung der Monatstarife der Bahntickets führen dazu, dass es so wirkt als würde man tatsächlich entlastet werden. Milton Friedman sagte immer „Regierung bedeutet, dass und funktioniert, weil Menschen gerne glauben, dass sie auf Kosten anderer billiger leben könnten.“
Tatsächlich wird die Rechnung aber am Schluss bezahlt.
Irgendwann musst du bezahlen, es macht tatsächlich keinen Unterschied, ob du wie bei McDonald's an der Theke dein Essen sofort bezahlst oder es wie üblich zum Tisch geliefert bekommst und anschließend bezahlst – zum Abschluss müssen die Zahlungen erfolgen. Auch wenn die Regierung behauptet, sie zahle das, ist es tatsächlich so, dass die Regierung gar nichts zahlt; die Regierung holt sich das Geld von den Steuerpflichtigen - über die Frage der Gewalt können wir in einem gesonderten Rahmen sprechen - und schießt dies auf eigenen Wunsch ein, sodass der Nettoeffekt, die der angeblich Begünstigte hat sich zunächst positiv anfühlt, aber in der Summe immer negativ ist.
Es herrscht unter den Libertariern, zu denen ich gehöre, ein Streit, ob man an fiskalisch und ökonomisch falschen Maßnahmen teilhaben und teilnehmen soll.
Ayn Rand selbst war zu Recht Gegner einer Sozialversicherung, nutze sie aber. Da sie der writers guild angehörte und vorher als Schauspielerin tätig war, war sie zwangsweise sozialversichert. Als sie im höheren Alter Lungenkrebs bekam, hat sie sich von dieser Veersicherung die Behandlung bezahlen lassen. Sie erklärte dies damit, dass sie hier in ein ungerechtes System zwangsweise einzahlen musste und damit auch das Recht auf Auszahlung hat.
Auch wenn es mir nicht zusteht, Ayn Rand zu kritisieren oder ich sie sogar zu widerlegen versuchen würde, weil ich es wieder philosophisch und rhetorisch mit ihr aufnehmen kann, erlaube ich mir hier eine andere Meinung zu vertreten.
Ja es ist richtig, dass es keinen Unterschied macht, ob ich selbst ein 9 € Ticket ziehe und tatsächlich kostet es mich jeden Monat sogar sehr viel mehr, da ich nun täglich eine Tageskarte ziehen muss statt meiner bisherigen Monatskarte, die etwa 78 € kostete. Und so muss ich im Monat etwa 190 € bezahlen für etwa 20 Tageskarten.
Aber zweimal falsch macht nicht einmal richtig.
Das soll ein Beispiel zeigen: Gehen wir davon aus Du lebst im 17. Jahrhundert in England oder USA, bist Gegner der Sklavenarbeit aus religiösen,ethischen, moralischen Gründen, warum auch immer. Du weisst, sie ist falsch. Du hast einen Bauernhof und alle deine Nachbarn nutzen die billige Arbeit der Sklaven. Nun könnte ich sagen, du hast ja den Bauernhof, du bist in Konkurrenz mit anderen Leuten, also ist es richtig, dass du auch fast gezwungenermaßen Sklaven verwendest. Ist das richtig? Ökonomisch gesehen vielleicht; betriebswirtschaftlich sogar sehr wahrscheinlich. Tatsächlich aber ist es moralisch, ethisch und religiös höchst verwerflich. Tatsächlich ist der einzige Weg aus einer falschen Politik auszusteigen, auch wenn man sie und die Konsequenzen eine Zeit lang dulden muss, sich sowohl verbal wie auch faktisch dagegen zu wenden und seinem Charakter treu zu bleiben.
Daher nutze ich ein von mir als überzeugend falsch erkanntes System nicht, auch wenn ich dadurch Schaden erleide. Denn das eigentliche Problem ist nicht die Moral und Religion, das Problem ist die mit der Nutzung der Maßnahme inzident erfolgende Rechtfertigung der falschen Politik der Regierung. In der Sekunde, in der ich das 9 € Ticket kaufe, in der Sekunde in der ich mir selbst Sklaven hole und damit vermeintlich billige Arbeitskraft, sanktioniere ich positiv die falsche Gesetzgebung der Politik.
Das darf nicht passieren. Sei besser als die Masse der Ahnunglosen.
Ich weiß nicht ob es den Tatsachen entspricht, aber einem amerikanischen Kriminellen namens Mayer Lansky wird in einem Film das Wort in den Mund gelegt: Verlierst Du Geld verlierst Du nichts, wenn du deine Gesundheit verlierst, verlierst Du viel. Aber wenn Du Deinen Charakter verlierst, verlierst Du alles.
Du, mein lieber Clement, musst lernen dem Staat und der Masse der Ahnungslosen die Stirn zu bieten, auch wenn es bitter ist, auch wenn es teuer ist, auch wenn es schmerzhaft ist, um ihm und ihnen zu zeigen, ich nehme an deinen krummen Geschäften nicht teil, denn ich weiß, wo du hin willst.
Das 9 € Ticket ist der Steigbügelhalter für die Sozialisierung vieler Bereiche. Das 9 € Ticket ist ein perfektes Beispiel dafür, wie einfach man die Masse der Dummköpfe, die nicht einsehen wollen, welche langfristigen Konsequenzen es haben wird, manipuliert.
Dagegen stemme ich mich und ich bitte Dich auch darum, Dich jetzt und in der Zukunft, wenn Du solche Fälle siehst, dagegen zur Wehr zu setzen.
Du bist großartig.
Dein Onkel.
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